Während die Emaillekunst nach ihrer Hochzeit in den 20er Jahren in Deutschland immer noch ein stiefmütterliches Dasein fristet, hat sie, international betrachtet, in den letzten Jahrzehnten einen großen Aufschwung erlebt. Junge Künstler aus z.B. Japan, den USA, England,
Frankreich, Italien, Ungarn und Russland widmen sich diesem alten Kunsthandwerk. Sie setzen neue Impulse und beleben internationale Symposien. Das Email (frz.) oder umgangssprachlich die Emaille [e’mailje], wie lautet die richtige Bezeichnung?
Während die kunstgeschichtliche und kunsthandwerkliche Fachsprache nur den Begriff Email, französisch émail, kennt, hat sich demgegenüber in Kreisen interessierter Laien, die seit den 50er Jahren in Deutschland dieses Handwerk als Freizeitbeschäftigung betreiben, die Bezeichnung Emaille durchgesetzt. Ich habe mich entschlossen, diese Bezeichnung zu übernehmen. So vermeide ich gleichzeitig die Gefahr der Verwechslung mit der E-Mail, einer digitalen Form der Nachrichtenübermittlung.
Die Kunst des Emaillierens hat auf mich immer eine große Anziehungskraft ausgeübt, da sie bildnerische Technik und Kunsthandwerk vereint. Das Emaillieren erfordert einen ausgeprägten Formen- und Farbensinn verbunden mit handwerklichem Geschick und Gespür für den Brennvorgang. Bei Temperaturen zwischen 800 und 1000 ° C schmelzen die Silikate und Oxide (Emaillepulver) und gehen mit dem Träger aus Stahl, Kupfer, Gold oder Silber eine feste Verbindung ein. Es entstehen Kunstgegenstände der unterschiedlichsten Art, z.B. Schmuck, auch Sakralschmuck, Ziergeräte, bildliche Darstellungen und Gegenstände des täglichen Lebens. Die Brennvorgänge sind nur bedingt berechenbar. So kommt es neben gelegentlichen Fehlbränden immer wieder zu unerwarteten, wunderschönen Ergebnissen.
Ein Standardwerk über das Emaillieren hat Erhard Brepohl: Werkstattbuch des Emaillierens, Augustus Verlag, 1992, Augsburg, herausgegeben. Es enthält alle wesentlichen Informationen über die Technik, künstlerische Gestaltung und Anwendung von Emaille.
